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Endless Space Test

Zugängliche 4X-Strategie mit Potenzial

Endless Space LogoWas ist eigentlich trauriger: Der Fakt, dass 4X-Weltallstrategiespiele kaum noch existieren? Oder die erschreckende Einsicht, dass unter den wenigen Vertretern kaum noch spielbare Produkte sind? Nach dem Legends of Pegasus- und dem Sword of the Stars II-Desaster ist Endless Space immerhin ein spielbarer Ableger. Aber auch mehr?

In Dauerentwicklung

Bevor wir uns dem eigentlichen Spiel widmen, sei noch etwas zu dem außergewöhnlichen Entwicklungskonzept hinter Endless Space gesagt. Anders als bei den traditionellen Modellen, werkelt Amplitude kontinuierlich auch nach dem Retail-Release am Spiel, und das zusammen mit den Fans. Unter dem Slogan "Games2Gether" wird die Community nach weiteren Features befragt. So werden nach und nach die gewünschten Funktionen integriert und kostenlos zur Verfügung gestellt. Heißt das im Umkehrschluss, dass Endless Space nicht unfertig ist? Ja und nein.

Stabiles Vergnügen

Endless Space KampfszeneZunächst das Erfreuliche: Endless Space spielt sich wunderbar stabil! Wer durch Sword of the Stars II und dem jüngeren Legends of Pegasus zurecht skeptisch geworden ist, der kann mit Endless Space etwas gegen sein Trauma tun. Das Spiel von Amplitude ist nicht nur stabil sondern auch durchdacht. Letzteres ist besonders bei den Menüs ersichtlich, die sich sehr übersichtlich und schnell durchschaubar präsentieren. Lediglich die Farbgestaltung könnte einen Tick froher und weniger steril sein.

Unfertiges Vergnügen

Genretypisch ist die Hintergrundgeschichte von Endless Space eher flach und lässt sich mit dem Satz "Acht Rassen, eine Galaxie, Bumm!" zusammenfassen. Das ist aber nicht weiter schlimm, da es bei rundenbasierten 4X-Spielen zum größten Teil auf die taktische Tiefe ankommt. Und hier kann Endless Space punkten: In klassischer Manier gibt es viele Sonnensysteme zu entdecken, Planeten zu besiedeln und Schiffe zu bauen. Dabei muss der in vier Kategorien eingeteilte Technikbaum erforscht werden, um fortgeschrittenere Waffen, Antriebe und Besiedlungsmethoden zu entwickeln. Letzteres ist wichtig, um die verschiedenen Planetentypen bevölkern zu können und so den Einfluss zu erweitern. Endless Space erinnert vom Start weg ein wenig an das fantastische Civilization IV. So wundert es nicht, dass das Diplomatiemenü fast identisch zu dem Firaxis-Vorbild ist.

Endless Space TechnologiebaumLediglich in der Tiefe fehlt es dem Spiel von Amplitude etwas an Inhalt. Vor allem in den Gefechten wirkt das Spiel zuweilen etwas unfertig. Hier ist es lediglich möglich, bis zu drei Taktikkarten zu spielen, die in den jeweiligen Phasen aber nur einen relativ geringen Einfluss auf den Ausgang des Kampfes haben. Deutlich mehr Einfluss hat die schiere Flottenstärke, viel mehr Optionen gibt es leider nicht.

Auch fehlt es Endless Space an einer kulturellen Komponente. Während die Forschung das Besiedeln neuer Planetentypen - derer es jede Menge gibt - möglich macht sowie die Wirtschaft und das Militär fördert, kann keine Einflussnahme auf den eigenen Führungsstil genommen werden. Die Zufriedenheit des eigenen Volkes wird lediglich durch den Steuersatz und die eigene Flottenstärke bestimmt. Die Planeten können darüber hinaus nur jeweils eine Bewirtschaftung besitzen, was die Möglichkeiten arg einschränkt.

Hübsch, aber unspektakulär

Endless Space GalxieansichtDie bereits erwähnten Menüs stehen repräsentativ für die gesamte Präsentation von Endless Space. Der Strategietitel wirkt an jeder Stelle gekonnt designt und kann mit klaren Strukturen und mit für dieses Genre überzeugenden Texturen ein hübsches Bild zeichnen. Da passen auch die kreativen Schiffstypen, die ihr im Übrigen selbst mit Waffen und anderen Gerätschaften bestücken könnt. Insgesamt wirkt Endless Space aber eher unspektakulär und leicht unterkühlt.

Ähnlich präsentiert sich auch die Musikuntermalung, die unauffällig im Hintergrund dudelt und typische Weltallklangteppiche wiedergibt. Dafür fällt diese auch nicht negativ auf. Das bleibt dem Sound überlassen, der quasi nicht existent ist. Sprachausgabe, krachende Waffensounds oder andere kleinere Soundeffekte sucht man vergebens. Schade, hier hätte man noch einiges herausholen können. Erstgenanntes gibt es immerhin bei den Völkereinleitungen.

Apropos Sprachausgabe: Diese fehlt auch bei dem Tutorial, welches darüber hinaus allerdings mehr als nur gelungen ist. Zu jedem Menü werden detaillierte Texterklärungen angezeigt und die Wirkungen der entsprechenden Optionen angerissen. Die vollständige Erforschung der Effekte bleibt euch allerdings im Laufe des Spiels selbst überlassen, was für den recht gut ausbalancierten und stabilen Mehrspielermodus zu empfehlen ist. Ein Hotseat-Modus wurde zwar nicht implementiert, dafür funktioniert die Verbindung über das Internet zuverlässig, und Mitspieler können während der Partie aus dem Spiel aussteigen und später wieder einsteigen.

Fazit

Endless Space SystemansichtNa also, es geht doch! Endless Space zeigt, wie ein stabiles 4X-Strategiespiel aussehen kann! Nach Sword of the Stars II und Legends of Pegasus ist das eine willkommene Abwechslung, so dass ich die ersten Partien gut unterhalten wurde. Das liegt zum größten Teil an der durchdachten Menüstruktur und an den verschiedenen Planetentypen, die einen interessanten Einstieg bieten. Auf der Zielgeraden geht Endless Space allerdings die Puste aus. Zwar ist der Mehrspielermodus solide umgesetzt, dennoch fehlt es Amplitudes Werk an Tiefgang. Wo ist die Innenpolitik? Wie sieht es mit Religion aus? Was ist mit Kultur? Und wieso ist der Planetenausbau nur so rudimentär? Die Games2Gether-Idee verspricht allerdings genau hier noch einige Veränderungen. Nach derzeitigem Stand ist Endless Space schon ein guter 4X-Vertreter. Aber so viele davon gibt es derzeit ja auch nicht.

Original und Wertung veröffentlicht bei Gbase.ch.

Nachricht veröffentlicht am 08.01.2013 | Kommentare (3)

Tags: Endless Space, Test